Altgrasstreifen für den Sangweiher   07.09.2020

        Der Altgrasstreifen hebt sich deutlich von der gemähten Fläche ab

Aufmerksame Naturbeobachter am Sangweiher werden sich wahrscheinlich gefragt haben, warum ein rund 22 m breiter Grünlandstreifen des Südhanges nicht gemäht wurde. Der Streifen zieht sich in einer Länge von knapp 400 m entlang des Wirtschaftsweges, der das Gebiet auf der Richtung Udler gelegenen Seite begrenzt. Insgesamt umfasst der so entstandene Altgrasstreifen eine Fläche von 8400 qm, somit 10% des insgesamt 8,4 ha großen Südhangs. Von dieser Maßnahme profitieren ganz besonders die Insekten. Sie wurde vom Naturschutzbeauftragten Vulkaneifel Torsten Weber angeregt und stieß bei der Familie Kordel vom Partnerbetrieb Naturschutz vom Weinfelder Hof in Mehren, deren Glanviehherde seit einigen Jahren das Sangweihergelände beweidet, auf offene Ohren.

 

Altgrasstreifen wandert

Im Juli dieses Jahres war die restliche Fläche des Südhanges gemäht worden. Inzwischen ist das Gras nachgewachsen. Daher beginnt in Kürze die Beweidung der gemähten Fläche. Der Altgrasstreifen wird dabei ausgezäunt und ist so für das Weidevieh tabu. Erst im kommenden Jahr wird der Streifen bei der Mahd Anfang Juli mitgemäht und kann als einjähriges Altgras im Heu mitverwendet werden. Er fällt allerdings nicht ersatzlos weg. Statt seiner wird im kommenden Jahr ein Streifen in der Mitte des Hangs nicht gemäht. Nachdem im darauffolgenden Frühjahr auch dieser Streifen gemäht und wegfallen wird, wird der diesjährige Streifen wieder zum Altgrasstreifen entwickelt. So wird in den kommenden Jahren eine ständig alternierende Nutzung der beiden Streifen erfolgen.

 

Der Nutzen des Altgrasstreifens

Der große Vorteil dieser abwechselnden Nutzung liegt darin, dass auf diesen Streifen keine schlagartig einsetzende drastische Veränderung des Lebensraums von Tieren und Pflanzen eintritt, die ansonsten zwangsläufig mit einer Mahd verbunden ist. Untersuchungen in anderen NSG zeigen, dass bei bestimmten Tierarten, insbesondere Insekten, die Arten- wie auch Individuenzahl deutlich höher ist als in den gemäht Bereichen. Dies ist leicht zu erklären, da in den nichtgemähten Bereichen die Larven der Insekten sich ungestört zum Vollinsekt entwickeln können. Ihre Futterpflanzen stehen ebenfalls ungestört für sie zur Verfügung. Die Blütenpflanzen selbst können sich ebenfalls über die Blütezeit hinaus bis zur Samenproduktion entwickeln. Vögel profitieren ebenfalls vom Altgrasstreifen, können sie dort doch ungestört ihre Nester bauen und Junge großziehen.

 

Schon mehrere Naturschutzmaßnahmen

Das Entwickeln des Altgrasstreifens schließt sich an einige frühere Naturschutzmaßnahmen an, die speziell durchgeführt wurden, um das lange Zeit durch Entwässerung entwertete Sangweihergebiet ökologisch aufzuwerten. So wurde 1987 durch einen Aufstau überhaupt erst ein Weiher wieder möglich. Eine reichhaltige Tierwelt der an Gewässer gebundenen Arten stellte sich ein. Auch wurden noch vorhandene Äcker sukzessive aufgekauft und zum Vorteil der hochgefährdeten Vögel des Grünlandes in extensives Grünland umgewandelt. Seit 2015 erfolgt die Beweidung durch Glanvieh. Dies verhindert eine Verbuschung des Gebietes, wodurch die Attraktivität des Geländes für bodenbrütende Vögel und lichtliebende Pflanzen erhalten bleibt. Und nun schloss sich in diesem Jahr die auf den Insektenschutz abzielende Anlage eines Altgrasstreifens an. Das NSG Sangweiher dokumentiert einmal mehr, dass Naturschutz und Landwirtschaft durchaus erfolgreich ineinandergreifen können.

 

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