Mehren: Tomaten statt Wald im Gemüseland Vulkaneifel? 26.07.2014
Ein holländischer Investor stellte Ende des vergangenen Jahres Pläne vor, im Gewerbegebiet Mehren eine etwa 4 ha große Gewächshausanlage zum Anbau von Rispentomaten zu bauen. Daraus wurde jedoch nichts, da die im Gewerbegebiet vorhandene Fläche nicht ausreichte und die zusätzlich erforderliche Fläche nicht zu erwerben war. So gewöhnungsbedürftig Tomaten aus der Eifel auch sein mögen, gegen eine Anlage in einem Gewerbegebiet wäre nichts einzuwenden. Die sich jetzt abzeichnende Alternative jedoch macht einfach fassungslos: Wald soll für die Tomaten gerodet werden, und dies in bisher unbebauten Landschaft, zudem in unmittelbarer Nähe zum NSG Mürmes, einem der bedeutendsten hiesigen Naturschutzgebiete.
Rücksichtsloser Umgang mit der Landschaft
Das Landschaftsbild am Mürmes, einem Trockenmaar zwischen zwischen Mehren und Ellscheid, dominiert das unter Naturschutz stehende Moor auf dem Boden des verlandeten Maares sowie die land- bzw. forstwirtschaftlich genutzten umgebenden Hänge. Die im bisher bewaldeten Hang geplante Gewächshausanlage umfasst alleine rund 4 ha. Mit Verwaltungs- und Lagergebäuden sowie Verkehrsflächen wird das gesamte bebaute Areal rund 7 ha betragen. Das alles soll nun in eine Landschaft gebaut werden, die bisher frei von jeglicher Bebauung war. Ein weiteres Beispiel instinkt- und rücksichtslosen Umgangs mit der Landschaft!
Das NSG Mürmes
Die floristische wie auch die faunistische Bedeutung des als NSG ausgewiesenen Mürmes ist enorm. Wegen seiner Bedeutung wurde der Mürmes in das EU-LILFE-Projekt „Moore“ aufgenommen. Das Projekt hat sich die Erhaltung und Aufwertung der Moore zum Ziel gesetzt. Als Moor ist der Mürmes auf das aus den umgebenden Hängen zufließende Wasser angewiesen. Entscheidend sind dabei sowohl die Wassermenge als auch die Wasserqualität. Beide dürften sich durch das Tomatengelände deutlich verschlechtern.
Landschaftsverbrauch und -zersiedelung schreiten fort
Mit großem Kosten- und Arbeitsaufwand haben die Verbandsgemeinden Flächennutzungspläne erstellt. Erforderliche Bebauungspläne sind lt. Gesetz aus ihnen zu entwickeln. In Mehren beabsichtigt man nun, die Dinge auf den Kopf zu stellen. Diese, vom Gesetzgeber ermöglichte Ausnahme (Angleichung des Flächennutzungsplans an eine Bauplanung statt Entwicklung der Bauplanung aus dem Flächennutzungsplan) erweist sich inzwischen mehr und mehr als Regel. Landschaftsverbrauch und -zersiedelung schreiten so munter voran.
Parallele zum Gesteinsabbau
Es ist durchaus berechtigt, die Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch ein solches Gemüseland in bisher nicht industriell genutzter Landschaft mit den Auswirkungen des derzeit heftig diskutierten Abbaus von Gestein gleichzusetzen. Und noch eine Parallele wird deutlich: Gebaut (siehe Gemüseland Mehren) bzw. abgebaut (siehe Lavasandtagebau Winkel, siehe Roßbüsch) wird nicht dort, wo es ein abgewogener Plan vorsieht, sondern dort, wo Unternehmer und Kommunen es wollen.
Zu einer genaueren Beschreibung des Mürmes geht es hier.