Naturpark Vulkaneifel: Wozu eigentlich?  11.02.2010

                      Lavaabbau im kommenden Naturpark

„Wozu brauchen wir überhaupt einen Naturpark?“, diese Frage stellte ein Podiumsteilnehmer bei einer Informationsveranstaltung in Leudersdorf, bei der kürzlich der kommende Naturpark Vulkaneifel erneut das Thema bildete. Zur Verwirklichung von Landschafts- und Naturschutz sicherlich nicht, denn dazu ist ein Naturpark, wie die Teilnehmer aus amtlichem Munde erfuhren, keineswegs das geeignete Instrument. Er dient vielmehr der Inwertsetzung und Entwicklung der Landschaft, und diese ist eben keine Naturlandschaft mehr, sondern eine vom Menschen gestaltete Kulturlandschaft. Folgerichtig fiel daher auch auf dem Podium (!) die Bezeichnung Etikettenschwindel. Und ebenso folgerichtig gibt es, die drei kleinen Kernzonen ausgenommen, in der Verordnung zum Naturpark Vulkaneifel auch nichts, was für die bisherigen Nutzer der Landschaft irgendwelche Änderungen mit sich bringen würde: Gesteinsabbau wie bisher, Land- und Forstwirtschaft wie bisher, Gewerbegebietsausweisungen wie bisher, traditionelle Autorennen wie bisher, Autobahnbau wie bisher usw.

 

Wozu ein Naturpark?

Diese Frage wurde doch noch vom Podium beantwortet. Mit der griffigen Bezeichnung Naturpark lässt sich eine Landschaft ausgezeichnet inwertsetzen und vermarkten. Die wesentlich zutreffendere Bezeichnung „Inwertsetzungs- und Entwicklungsgegend Vulkaneifel“ wäre auch kaum geeignet, eine Urlaubsentscheidung zu Gunsten der Eifel zu bewirken. Vor allem aber sind in einem Naturpark Zuschüsse möglich, die andernfalls nicht fließen würden. „Eine Riesenchance für den Tourismus“, fasste ein Podiumsteilnehmer zutreffend zusammen. Dies deckt sich auch absolut mit der Kenntnis des Rates der VG-Daun, der schon vor einigen Jahren dahingehend informiert wurde „dass Förderungen zukünftig nur noch in Schwerpunktgebieten, wie z.B. Naturparke, erfolgen werden“.

 

Nun ist es natürlich legitim, auf findige Weise an Zuschüsse zu gelangen. Ebenso legitim ist es, eine Gegend weiterentwickeln zu wollen. Wenn man sich jedoch nicht dem Vorwurf aussetzen möchte, gänzlich unter falscher Flagge zu segeln, dann sollte die Bezeichnung „Natur“ auch eine Verpflichtung darstellen, etwas für die Natur zu tun.

 

Positive Beispiele

In bestehenden Naturparken wurde durchaus so gedacht. Im deutsch-belgischen Naturpark Hohes Venn-Eifel wurden beispielsweise im Rahmen eines binationalen Tälerprojekts Gewässer und ihre Auen auf einer Länge von über 500 km sowohl auf ihre ökologische Bedeutung als auch auf Missstände hin untersucht. Anschließend wurden im gesamten deutsch-belgischen Grenzraum des Naturparks Renaturierungsmaßnahmen an Gewässern durchgeführt, wobei das Gesamtbudget des Tälerprojekts ca. drei Millionen Euro umfasste.

 

Die Entwicklung eines Biotopnetzwerks unter dem Motto „Heide, Moore, Wiesen“ durch Renaturierung und Vernetzung dieser Biotope wird ebenfalls im Naturpark Hohes Venn-Eifel vorangetrieben.

 

Der Naturpark Nassau nutzte die in seinem Bereich vorhandenen Gegebenheiten und stellte Trockenmauern als Relikte ehemaliger Weinbergsnutzung wegen des Vorkommens seltener Pflanzen- und Tierarten frei. Zudem hat er einen Schwerpunkt beim Erhalt von Streuobstwiesen gesetzt.

 

Der Träger

Wie der Träger des Naturparks Vulkaneifel mit der Natur umgehen wird, wird sich an dem von ihm aufzustellenden Handlungsprogramm zeigen. Als Träger des Naturparks Vulkaneifel ist die Natur- und Geopark Vulkaneifel GmbH vorgesehen, was völlig von den bisher üblichen Trägerschaftsregelungen in Rheinland-Pfalz abweicht. Gesellschafter der GmbH sind die hiesigen Verbandsgemeinden und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises, Gremien also, die alleine schon von ihrem Aufgabenbereich nicht sonderlich mit Fragen der Natur befasst sind.

 

Die Nagelprobe für die Bereitschaft des Trägers, etwas für die Natur im Naturpark Vulkaneifel zu tun, wird daher sein, wie weit das Handlungsprogramm auch Maßnahmen beinhalten wird, die entsprechend der Formulierung im aktuellen Verordnungsentwurf geeignet sind, „die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts zu erhalten oder wiederherzustellen“.

 

Die Naturschutzverbände

Immer wieder wird von amtlicher Seite die Notwendigkeit der Einbeziehung der Naturschutzverbände betont, und die Naturschutzverbände werden zur Beteiligung aufgerufen. Trotz dieser Beteuerungen ist es bisher noch völlig unklar, ob die Beteiligung überhaupt über eine Alibibeteiligung in Informations- und Diskussionsrunden oder in unverbindlich beratenden Beiräten hinausreichen wird. Eine Beteiligung, die den Namen Beteiligung verdient, muss nach Ansicht des NABU eine Beteiligung auf der Entscheidungsebene miteinschließen.

 

Die wirksame Beteiligung der Naturschutzverbände stellt daher eine weitere Nagelprobe dar.

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