Wird Kirchweiler Energiedorf?   01.03.2009

      Aufforstungen und Verbuschung beeinträchtigen das Naturschutzgebiet

Ist es möglich, mit der bei Naturschutz- und sonstigen Pflegearbeiten in der Umgebung eines Dorfes anfallenden Biomasse den Energiebedarf des Dorfes zu decken und es somit von anderen Energieträgern wie Erdöl oder Gas unabhängig zu machen? Diese Frage wird auf Initiative der Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt, Kirchweiler, unterstützt vom Biotopbetreuer Gerd Ostermann derzeit überprüft. Das Engagement der Abgeordneten führte zu einer ersten, vom Umweltministerium in Mainz finanzierten Untersuchung, in der ermittelt wurde, ob im Landkreis Vulkaneifel überhaupt genügend Biomasse für ein solches Projekt anfällt. Nachdem die Untersuchung dies für drei Standorte im Kreis vom Grundsatz her bestätigte, setzte sich die Abgeordnete nun für die nächste Projektstufe ein. Das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) der Fachhochschule Trier soll mit Förderung des Umweltministeriums RLP für den Ort Kirchweiler, der besonders günstige Voraussetzungen aufweist, eine Machbarkeitsstudie erstellen.

 

Vorgeschichte

Bisher wurden bei Pflegearbeiten in NSG anfallendes Strauchwerk oder auch Bäume häufig mangels anderweitiger Verwendungsmöglichkeiten an Ort und Stelle verbrannt. Als im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen Kiefern und Fichten in einigen NSG gefällt wurden, beschritt der Biotopbetreuer Ostermann jedoch einen anderen Weg. Er ließ das angefallene Material zu Holzhackschnitzeln verarbeiten und von den beteiligten Fachbetrieben kommerziell nutzen. Diese Erfahrungen sowie die Problematik, dass viele NSG ohne eine Nutzung verbuschen und damit ihre jetzige Bedeutung verlieren, ließ den Gedanken reifen, die bei Naturschutz- und sonstigen Pflegearbeiten anfallende Biomasse für die Energieversorgung zu nutzen und zu überprüfen, ob nicht die gesamte Energieversorgung eines Ortes mittels Biomasse aus solchen Maßnahmen sichergestellt werden kann. Die Chance, diesen Gedanken möglicherweise in die Praxis umzusetzen zu können, eröffnete nun das Engagement der Landtagsabgeordneten.

 

Günstig: Viel Gegend

Das, was man für ein solches Vorhaben benötigt, gibt es um Kirchweiler in großem Umfang, nämlich „viel Gegend“. Kernstück der Gegend ist das auf der Gemarkung Kirchweiler sowie auf der des Nachbarortes Hinterweiler gelegene NSGKirchweiler Rohr. Beim Kirchweiler Rohr handelt es sich um ein großes Feuchtgebiet, von dem 40,5 ha als NSG ausgewiesen sind. Soll das NSG in seiner jetzigen Wertigkeit erhalten bleiben, so sind eine regelmäßige Mahd großer Bereiche sowie ein Entfernen aufgekommener Weiden erforderlich. Für das angedachte Projekt kann daher das NSG als zuverlässiger Biomasselieferant angesehen werden.

 

Neben der Biomasse aus dem NSG kann Material Verwendung finden, das bei Pflege von Straßenrändern einschließlich der Baumpflege anfällt, sowie bei Heckenpflege an Wirtschaftswegen oder aus den verschiedensten Pflegemaßnahmen im kommunalen und privaten Bereich (Anlagen bzw. Gärten).

 

Günstig: Aktuelle dörfliche Situation

Als Schwerpunktgemeinde der Dorferneuerung plant Kirchweiler umfangreiche Investitionen. Somit ergibt sich die günstige Gelegenheit, ohnehin geplante Maßnahmen, wie etwa Sanierungsmaßnahmen an öffentlichen Gebäuden oder Erneuerung der Hauptstraße, mit der erforderlichen Verlegung von Rohrleitungen kombinieren zu können. Soll Kirchweiler ein Energiedorf werden, ist Voraussetzung dafür die Bereitschaft der Bevölkerung, sich an diesem Vorhaben zu beteiligen. Schließlich kann niemand gezwungen werden, seine bisherige Heizanlage zu verschrotten und sich an ein neues Wärmenetz anschließen zu lassen.

 

Die IfaS-Machbarkeitsstudie

Aufgabe der IfaS-Studie wird es nun sein, detaillierte Unterlagen zu erarbeiten. So sind der Wärmebedarf der Gemeinde, die benötigte Länge und Leistungsstärke des Rohrleitungsnetzes sowie die anfallenden Kosten zu ermitteln. Auch ist zu klären, welche Möglichkeiten der Energieversorgung mit alternativen Energieträgern in Frage kommen, etwa Holz-Sonne-Kopplung, eine Holzhackschnitzelanlage oder eine Biogasanlage für Nass- und Trockenfermentation. Erweist die Studie, dass in Kirchweiler Naturschutz und Energieversorgung wirtschaftlich miteinander verknüpft werden können und zieht die Bevölkerung mit, könnte Kirchweiler das erste Naturschutz-Bioenergie-Dorf auf Bundesebene werden.

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