Keine Entschneidung durch Einziehung der K77    09.12.2008

                                   Mountainbikeroute K77

Obwohl schon seit Jahren als Begriff in der Landschaftsplanung in Gebrauch, hat Wikipedia den Begriff „Entschneidung“ bis heute noch nicht entdeckt. Es sei daher an dieser Stelle eine kurze Definition erlaubt. „Entschneidung“ bedeutet, vereinfacht ausgedrückt, das Gegenteil des geläufigen Begriffs „Zerschneidung“. Die Zerschneidung unserer Landschaft mit ihrem Flächenverbrauch für Straßen, Bahntrassen, Siedlungen usw. gilt nach Darlegungen des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) in Mitteleuropa inzwischen als eine wesentliche Ursache des Artenrückgangs. Entschneidung zielt darauf ab, den Flächenverbrauch und die Zerschneidung zurückzuführen.

 

Große Chance nicht genutzt

Bei der Beratung des Straßenbauprogramms des Landkreises Vulkaneifel in der gestrigen Kreistagssitzung hätte auch für den Landkreis Vulkaneifel die Chance bestanden, einen Beitrag zur Entschneidung unserer Landschaft zu leisten. Seitens der Grünen wurde der Antrag eingebracht, auf die vorgesehene Instandsetzung der K77 zwischen Salm und Birresborn zu verzichten. Begründung: Die 126 Fahrzeuge, die nach Angaben der Kreisverwaltung die K77 an einem Tag benutzten, rechtfertigten den Aufwand nicht. Die bestehenden Straßenverbindungen erlaubten es zudem, über andere Straßen von Salm nach Birresborn zu gelangen – und dies auch ohne unzumutbaren Umweg. Als langfristiges Ziel sollte die Straße generell für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden. Der Antrag fand keine Mehrheit, womit eine große Chance vertan war.

 

Entlastung des Kreishaushalts verpasst

Seit Jahren weist der Haushalt des Landkreises Vulkaneifel ein erhebliches Defizit auf. Er liegt damit landesweit in der Spitzengruppe der am höchsten verschuldeten Kreise. Bei den alljährlichen Haushaltsberatungen wird stets der Wille bekundet, nach Sparmöglichkeiten zu suchen. Hier hätte sich eine ergeben. Die zu erzielenden Einsparungen hätten natürlich nicht ausgereicht, den Haushalt zu sanieren. Aber, dass für 126 Fahrzeuge pro Tag eine im Kreisstraßenbauprogramm mit 1,25 Millionen Euro ausgewiesene Sanierung einer bedeutungslosen und daher überflüssigen Straße überhaupt ins Auge gefasst wurde, zeugt nicht gerade von eisernem Sparwillen.

 

Kein Signal für den geplanten Naturpark

Im geplanten Naturpark Vulkaneifel stellt der Salmwald den größten von 4 vorgesehenen Kernbereichen dar. Der zusätzliche Schutzzweck in den Kernbereichen zielt lt. NP-Verordnung darauf ab, eine naturnahe Erholung in der Stille zu ermöglichen. Nicht nur diesbezüglich wäre ein Verzicht auf die Sanierung der K77 ein deutliches Zeichen gewesen. Auch der Forderung der NP-Verordnung, die Landschaft zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln, hätte man damit in beispielhafter Weise entsprochen – und dies sogar zum Nulltarif. Es wäre auch deutlich geworden, dass man im Naturpark mehr sieht als nur ein Instrument, an Zuschüsse zur Tourismusförderung zu gelangen.

 

Der Schutz der Natur kam in der Kreistagssitzung schon zur Sprache. Diesbezüglich wies die Verwaltung auf die zu erwartenden höheren Emissionen hin, müsste der Salmwald künftig umfahren werden. Das Gespür für die weitaus größeren Vorteile für die Natur durch einen Wegfall der K77 war leider bei der Mehrheit der Kreistagsmitglieder (noch?) nicht vorhanden.

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