LUWG: Beschneiungsanlage gefährdet Maar und Badeanstalt   05.07.2007

                        NSG Gemündener Maar mit Badeanstalt

Nach den Plänen der Stadt Daun und des Ski Clubs Daun soll die Nutzung der Skipiste am Mäuseberg im NSG Dauner Maare durch Installation einer Beschneiungsanlage intensiviert werden. Zum Schutz des Gemündener Maars vor zusätzlicher Eutrophierung soll das Schmelzwasser komplett aufgefangen und aus dem Maarkessel herausgeleitet werden. Dies aber hätte schwerwiegende Auswirkungen auf den Badebetrieb.

 

Badebetrieb verschlechtert Wasserqualität

Seit Jahrzehnten wird das Gemündener Maar als Badegewässer genutzt. Der Badebetrieb hat nachweislich zu einer Schädigung der Wasserqualität geführt. Diese Schädigung wird jedoch aus überwiegenden Gründen des Wohles der Allgemeinheit in Kauf genommen und ist behördlicherseits legitimiert. Um die Schäden zu minimieren, wurden Maßnahmen ergriffen, die jedoch die zunehmende Verschlechterung der Wasserqualität nicht stoppen, geschweige denn, eine Besserung erwirken konnten.

 

Labile Badegewässerqualität

In einem „Freien Bericht über den Zustand der EG-Badegewässer“ im Zuständigkeitsbereich der SGD Nord aus dem Jahre 2005 erläutert das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz (LUWG) diese Maßnahmen und beschreibt den allgemeinen Zustand des Maares wie folgt: „Sein Alterungsprozess ist durch die intensive Nutzung des Sees selbst und seines oberirdischen Einzugsgebietes so stark beschleunigt worden, dass es sich derzeit in einem Zustand progressiven Verfalls befindet. Zur Verbesserung der chemischen, physikalischen und biologischen Wasserqualität des Sees wird seit Ende 1982 eine Tiefenwasserableitung betrieben. Die wiederholt festgestellten Defizite der Wasserqualität in hygienischer Hinsicht führten zusätzlich zur Inbetriebnahme einer Entkeimungsanlage (UV-Desinfektion) in 2002. Trotz dieser Maßnahmen muss die Badegewässerqualität des Gemündener Maares weiterhin als labil bezeichnet werden.“

 

Ab 23 m Tiefe kein Sauerstoff mehr im Maar

Das LUWG weist die Belastung des Gewässerzustandes detailliert nach. So wurden „in der grundnahen Wasserschicht unterhalb 35 Meter Tiefe (…) im März 2005 rund doppelt so hohe Phosphatgehalte gemessen wie im März und November 1982. In 30 Meter Tiefe betrug die Gesamt-Phosphor-Konzentration 2005 sogar das Dreifache“. Sie wies damit „die höchste Konzentration auf, die seit Beginn der routinemäßigen Überwachung des Gemündener Maares durch das Land Ende der 1970er Jahre in dieser Tiefe je gemessen worden ist“.

 

Auch die Ammonium- und Eisen-Konzentrationen haben bei diesen Messungen bisher nie dagewesene Höhen erreicht. Der Sauerstoffhaushalt des Gemündener Maares verschlechterte sich ebenfalls fortwährend. Dazu führt das LUWG aus: „Einschließlich des Jahres 2001 war jeweils bis in mindestens 27 Meter Tiefe noch Sauerstoff feststellbar. In 2002 war die Wassersäule unterhalb 26 Meter völlig sauerstofffrei, in 2004 unterhalb 24 Meter. In den Jahren 2003 und 2005 war bereits bei bzw. unterhalb 23 Meter Tiefe kein Sauerstoff mehr nachweisbar“.

 

Seit Jahren keine Tiefenentwässerung mehr möglich

Wie das LUWG darlegt, wurde die negative Entwicklung maßgeblich dadurch vorangetrieben, dass auf Grund der niedrigen Wasserstände seit mehreren Jahren kein Tiefenwasser mehr abgepumpt werden kann. Das vorgesehene Auffangen und Ableiten des Schmelzwassers würde das oberirdische Wassereinzugsgebiet des Maares gerade in dem Zeitraum, in dem der See das Wasserdefizit des Sommers ausgleichen sollte, ganz erheblich verkleinern. Über die Folgen führt das LUWG aus: „Dieser Eingriff in den Wasserhaushalt des Maares hätte gravierende Folgen in der Art, dass wiederum Wasser für den Betrieb der Tiefenwasserableitung fehlen würde. Eine Intensivierung der internen Eutrophierung wäre die Folge und damit die Gefährdung der Badegewässerqualität“. Sollte die Nutzungsintensivierung durch den Betrieb der Schneekanonen wie geplant realisiert werden, so fasst das LUWG zusammen, „wird das Maar als Badegewässer mittelfristig nicht mehr zu halten sein“.

 

Beschneiungsanlage und EG-Badegewässer schließen sich gegenseitig aus

Zum Betrieb der Schneekanonen ist Wasser vorgesehen, dass unterhalb der Pützbachmündung der Lieser entnommen werden soll. Von daher kommt zum Schutz des Maares eine Einleitung des Schmelzwasser nicht in Frage, da das Lieserwasser wesentlich stärker belastet ist als dies bei dem auf natürlichem Weg zufließenden Wasser der Fall ist.

 

Es wird ersichtlich, dass der Betrieb von Schneekanonen und die Beibehaltung des Maares als EG-Badegewässer sich gegenseitig ausschließen. Beides gleichzeitig verwirklichen zu wollen, käme der bisher noch nicht gelungenen Quadratur des Kreises gleich.

 

Entscheidungsträger bisher nicht informiert

Der Bericht des LUWG liegt nicht nur in Koblenz bei der SGD Nord, sondern auch in Daun vor. Die örtlichen Entscheidungsträgern in Stadt- und VG-Rat wurden über den Sachverhalt bisher nicht in Kenntnis gesetzt.

 

Mehr zum Thema Beschneiungsanlage finden Sie unter folgender Meldung:

Ortstermin wegen Beschneiungsanlage am Mäuseberg   28.06.2007

Zur Erörterung des Vorhabens des Ski Club Dauns, am Mäuseberg im NSG Dauner Maare Schneekanonen installieren zu wollen, hatte die Struktur- und Genehmi...

        Fragen zur Mitgliedschaft:

        service@nabu.de  oder

        Tel. 030/284984-40 00